Lieber Leo, für alle Lesenden möchten wir dich zunächst kurz einmal vorstellen. Wer bist du, was machst du und welche Art von Kunden betreust du?
Ich bin Leo, 29 Jahre alt und seit Juni 2020 bei Krongaard. Ich betreue vorzugsweise Industriekunden im norddeutschen Raum und bringe diese gemeinsam mit meinem Team mit unseren hochqualifizierten Projektexpert*innen zusammen.
Mit Herrn Dr. Partsch und Herrn Sattlberger hatten wir in den vergangenen Wochen zwei sehr renommierte Experten zu Gast im Interview. Beide haben ihre Sicht auf aktuelle Herausforderungen für Lieferketten beschrieben. Wo siehst du persönlich die größten Herausforderungen für Unternehmen hierzulande?
Meiner Einschätzung nach können Unternehmen in den folgenden fünf Bereichen auf große Herausforderungen stoßen, wenn es um das Thema Lieferketten geht:
- Nachhaltigkeit: LksG, CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism), Transparenz
- Agilität: Kurzfristige Verfügbarkeiten, schnelle Lieferung, Flexibilität
- Krisensicherheit: Pandemie, Kriege
- Kosten: Höhere Rohstoffpreise (kann aber auch eine Chance sein)
- Digitalisierung: Neue Technologien und Prozesse, Daten- und Cybersicherheit
Stellst du auch bei deinen Kunden fest, dass sie mit zunehmend anfälligen Lieferketten zu tun haben? Und wie reagieren sie darauf?
Seit der Pandemie hat das Thema an Bedeutung zugenommen. Seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine hat das Thema Krisensicherheit an Relevanz zugenommen, da man von der Realität eingeholt wurde, was die Verfügbarkeit der Lieferketten sowie Produkten angeht.
Ein Grundrauschen liefert sicher auch das Thema Digitalisierung. Die Industrie beschäftigt das Thema aber nicht mehr als andere Branchen und es gibt bereits großartige technische Lösungen. Zuletzt insbesondere im Bereich Nachhaltigkeit (LkSG) – Umesetzung des Gesetzes: Hier stehen Unternehmen vor der Entscheidung Tools einzuführen oder eine Eigenentwicklung anzugehen. Zudem stehen Kooperationen mit Unterlieferanten auf dem Prüfstand.
Das Thema Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist in den Medien seit vielen Monaten präsent. Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitende fallen jetzt auch in die Zuständigkeit des LKSG. Wie sehr beschäftigt es deine Kunden?
Das beschäftigt meine Kunden, die aufgrund ihrer höheren Mitarbeitenden-Zahl schon seit letztem Jahr dazu verpflichtet sind, natürlich – jedoch ist man hier schon sehr fortgeschritten. Hier wurden z.B. Tools eingeführt oder teils selbstgeschrieben, um das Reporting und Lieferantenscreening einfacher zu gestalten.
Siehst du einen Wandel der Bedürfnisse bei deinen Kunden hinsichtlich Skills der selbstständigen Expert*innen? Was wurde damals angefragt und was heute? Stichwort „Regulatorik“
Grundsätzlich merkt man, dass sich die Anforderungen der Kunden auch rund um die oben genannten Themen (Nachhaltigkeit, Agilität, Krisensicherheit, Kosten, Digitalisierung) drehen. Zuletzt war ein vermehrter Bedarf im Bereich „Nachhaltige Lieferketten“ aufgrund des Inkrafttretens des LkSG zu verspüren.
Welchen wertvollen Skill sollten Unternehmen nicht unterschätzen, den sie sich über selbstständige Expert*innen dazu holen können?
Im Bereich KI sowie Datenbanken (Data Science, Machine Learning etc.). Auch liegen besondere Chancen in Innovationen und Technologien neben KI in der Robotik, welche die Zukunft des Supply Chain Management weiter transformieren können und werden.
Wenn du ein Dreamteam aus Rollen/Skills zusammenstellen und deinen Kunden zur Verfügung stellen könntest: Welche 3 Typen/Skills wären das und warum?
1. Generischer und sehr fachlicher SCM-Berater, wie z.B. Herrn Dr. Partsch.
2. KI/Data Science Experten, um Daten aufzubereiten und nutzbar zu machen.
3. Nachhaltigkeitsexperten, um die Anforderungen einer nachhaltigen Lieferkette entlang des Prozesses zu berücksichtigen.
Wir danken Leonard Riege für seine Einblicke und wertvollen Einschätzungen zu den Herausforderungen und Chancen im Bereich Lieferketten und Supply Chain Management. Es wird deutlich, dass die Zukunft des SCM von einer ausgewogenen Kombination aus Fachwissen, Technologie und Nachhaltigkeit geprägt sein wird. Mit den richtigen Strategien und einem kompetenten Team können Unternehmen sich den kommenden Veränderungen erfolgreich stellen.