Das sind markante Worte. Positiv ist: Wir befinden uns momentan mitten in der heißen Phase. Wir können den Verlauf der Entwicklung selbst mitgestalten. Tatsächlich bergen KIs noch viele Ungereimtheiten, wir suchen nach vielen Antworten. Eine Bekannte erzählte mir, dass sie ihre Tochter letztens dabei erwischt habe, wie sie ihre Hausaufgaben mithilfe von Amazons Alexa löste. Die Tochter las die Aufgaben vor, Alexa spuckte das Ergebnis aus. Sollen wir das gut finden oder schlecht?
Ich glaube an die vielen positiven Möglichkeiten. Mit künstlichen Intelligenzen können wir viel für unsere Arbeit und unser Leben bewegen. Ich möchte drei Praxisbeispiele vorstellen, die zeigen, warum sich jedes progressiv arbeitende Unternehmen mit KIs beschäftigen sollte. Eines scheint klar: An diesen Themen kommt kein zukunftsgewandtes Unternehmen vorbei.
Das Schließen von Verträgen war nie so einfach
Folgende Situation: Sie führen ein Vorstellungsgespräch. Der Kandidat überzeugt. Und auch sie hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Sie entschließen sich, dem Bewerber den Job anzubieten. Das tun Sie auch. Der Kandidat sagt zu. Sie lassen der Personalabteilung den Arbeitsvertrag aufsetzen. Doch solange der Vertrag nicht unterschrieben ist, kann viel passieren. Erreicht dem ausgezeichneten und passenden Bewerber noch ein anderes Angebot? Dauert es zu lange, den Vertrag zu erstellen und zu übermitteln? Verführt die Wartezeit den Bewerber zum Abspringen?
Unternehmen wie DocuSign lösen diese Probleme. DocuSign ermöglicht das digitale Unterzeichnen von Verträgen in Echtzeit. KIs erstellen den Vertrag und versenden diesen sofort an den potenziellen Mitarbeiter. Noch in der Bahn nach Hause kann der Bewerber diesen via Smartphone rechtssicher unterzeichnen.
KIs lassen sich im Personal-Management auch an allererster Stelle einsetzen, zum Beispiel mithilfe von Chatbots. Hier können User bereits bevor es zu zeitintensiven Vorstellungsgesprächen kommt, essenzielle Fragen wie die Höhe der Gehaltserwartung und Urlaubstageanspruch abklären. Erfahrungen zeigen: Nutzer antworten einem Bot manchmal ehrlicher als einem Menschen. Sie fürchten bei einem Bot nicht, durch einen subjektiven ersten Eindruck eines Personalers vielleicht abgewertet zu werden.
KI kann den kleinsten Unternehmern helfen
Kaffeebauern haben einen schwierigen Job. Der Markt ist umkämpft, die Ernte anstrengend. Viel Geld kommt am Ende – trotz der Aufwände – nicht beim Produzenten an. Und noch schlimmer: Es dauert oft Wochen, bis die Bauern überhaupt ihren verdienten Lohn erhalten. Als Kaffeeliebhaber und Unternehmer, der an einer Rösterei in München beteiligt ist, bin ich mit diesem Problem vertraut.
Die Qualität der Bohnen wird häufig erst im Zielhafen geprüft. Danach wird der Kaffeebauer bezahlt. Da der Erzeuger einige Wochen auf seinen Lohn warten muss, Kosten aber bleiben, müssen manche hochverzinste Kredite aufnehmen, um die Wartezeit zu überstehen. Die Marge, die ein Bauer für sich behalten darf, schrumpft weiter.
Ein Unternehmen aus Colorado fand für diesen Missstand eine Lösung. Die Firma baute eine metallene Box, die mit modernsten Kameras ausgestattet ist. Im Behältnis wird der Kaffee gewogen, die KI kann dank der Objekterkennung die Qualität der Bohnen direkt vor Ort einschätzen. Da es beispielsweise in Peru fast besseres Internet als in Deutschland gibt, kann die Bezahlung schon wenige Augenblicke später via Smartphone erfolgen. Wir verbessern mit KI die Arbeits- und Lebensbedingungen von Menschen in Entwicklungsländern signifikant.
Das Data Mining macht neue Nutzerbedürfnisse sichtbar
Wenn Sie in der Nähe der Alpen unterwegs sind, werden sie an nahe gelegenen Parkplätzen erstaunlich viele Ladestationen für Elektro-PKWs vorfinden. Das mag auf dem ersten Blick verwundern. Warum gibt es so viele Ladesäulen so weit weg von der Stadt?
Der Hintergrund: E-Mobilitätsunternehmen arbeiteten mit Methoden des Data Minings und zogen beachtliche Schlüsse. Künstliche Intelligenzen durchkämmten zahlreiche Foren, in denen sich Fahrer von E-Autos austauschen. Dorf ergab sich tief verborgen ein klares Cluster: Menschen, die elektrisch fahren oder fahren wollen, gehen überproportional häufig in den Bergen wandern. Durch Data Mining können wir sehr gut versteckte Muster erkennen – und unsere Produkte auf die Bedürfnisse unserer Zielgruppe zuschneiden.
Ähnliches, wenn auch anders gelagert, gelingt einem amerikanischen Versicherungsunternehmen. Anhand der Daten, die das Smartphone in der Hosentasche sammelt, kann eine KI die Fahrweise von Autofahrern analysieren. Also erkennen, ob jemand vorbildlich und sicher fährt, sich an die Vorschriften hält. Autofahrer, die sich im Alltag als sehr verkehrstauglich und vertrauenswürdig erweisen, erhalten ihre Kfz-Versicherung zu verbesserten Konditionen. Es braucht für diese Messungen keine teure Zusatzelektronik im Auto, sondern es genügt ein eingeschaltetes Handy. Dadurch, dass wir unsere Nutzer besser kennenlernen, können wir Angebote individualisieren. Davon können Unternehmen und Kunden gleichzeitig profitieren.