Andreas, zu Beginn: Was war für dich der einprägsamste Augenblick in den vergangenen Monaten?
Es gab viele spannende Momente. Eine sehr positive Erinnerung ist die erste zentrale KRONGAARD Feier seit zwei Jahren in der Elbphilharmonie. Was wie eine Kleinigkeit wirkt, ist ein wichtiger Aspekt für unsere Unternehmenskultur. Die Menschen bei uns sprechen noch Monate später über diese Events.
Wie würdest du das Jahr 2022 unabhängig von dieser Situation in der gesamten Rückschau beschreiben?
Es waren intensive zwölf Monate, in denen wir einiges gelernt haben. Neben der internen Weiterentwicklung der Organisation haben uns gesellschafts- und weltpolitische Themen gefordert. Die Vielzahl an negativen Ereignissen – Krieg, Gaskrise, Inflation, Iran, Klima – war überwältigend. So eine Gemengelage hatte ich in der Komplexität zuvor noch nicht erlebt. Eine wirkliche Challenge für die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft. Auch für uns bei KRONGAARD war es ein forderndes Jahr. Umso stolzer bin ich auf zahlreiche Erfolgsgeschichten, die es 2022 gegeben hat.
Das krisengeplagte 2022 war auch dein erstes Jahr als Teil der Geschäftsführung. Zuvor warst du als Vertriebsleiter tätig – ebenfalls ein stressiger Job. Wie hat dich die neue Rolle gefordert?
Ich mag Dynamik und Herausforderungen, wenn man in einem Umfeld arbeitet, das Spaß macht und die richtigen Menschen zum Team gehören. Mit der neuen Rolle kam nun noch mehr Verantwortung für die Organisation und die Mitarbeitenden dazu. Wir mussten viele Entscheidungen treffen, die unsere Weiterentwicklung als Organisation betrafen. Dabei durften wir Markt, Kunden und Businesspartner nicht aus dem Fokus verlieren. Für mich spannend: Neben dem Vertrieb habe ich seit Anfang des Jahres mit Marketing und Talent Acquisition zwei weitere Schlüsselthemen eng begleitet und zukunftsorientiert aufgebaut. Dafür sind zwei tolle neue Führungskräfte an Board gekommen, über die ich mich sehr freue.
Apropos Onboarding. Mit Philip Rüping stieg im vergangenen Jahr der zweite Geschäftsführer ein, mit dem du mittlerweile das Unternehmen steuerst. Wie lief euer gemeinsamer Start?
Sehr gut. Vor dem Start von Philip war seine Position für mich eine der spannendsten Variablen des Jahres. Ein Co-Geschäftsführer sollte ein perfektes Match sein und ideal ongeboardet werden. Die Gespräche mit Philip waren sehr gut und wir waren schnell überzeugt. Auch die Sympathie war auf beiden Seiten rasch vorhanden. Trotzdem ist die Integration in die Führungsverantwortung ein sensibler Prozess. Besonders dann, wenn eine externe Person in ein vertraut zusammengewachsenes Unternehmen einsteigt. Das erste Jahr hat gezeigt, wie gut das funktionieren kann. Ich bin unfassbar froh, dass sich die Eindrücke aus den Gesprächen bestätigt haben. Philip passt fachlich und menschlich perfekt zu uns.
Was zeichnet eure Zusammenarbeit aus?
Wir haben schnell ein absolutes Vertrauensverhältnis entwickelt. Dazu kommen die passenden menschlichen Werte. Aber eben auch wichtige Unterschiede, durch die wir uns super ergänzen.
Wie würdest du die Wirkung des vergangenen Jahres auf dich als Führungspersönlichkeit herunterbrechen?
Ich bin ambitioniert, selbstreflektiert und habe große Freude daran, einzelne Persönlichkeiten und unsere gesamte Organisation weiterzubringen. Ganz sicher ist nicht alles perfekt gelaufen und ich habe Fehler gemacht, so wie andere Menschen. Ich sehe es aber wie früher beim Fußball: Aus den Niederlagen und Fehlern lernt man am meisten. Es waren lehrreiche Monate, die unseren Optimismus bei KRONGAARD nachhaltig stärkten. Es war aber auch ein Jahr, in dem einige Dinge nicht so wie gewünscht funktioniert haben. Das konnten wir selbstkritisch aufarbeiten. 2023 können wir von den Erfahrungen nur profitieren.
Du hast bereits einige Zäsuren angesprochen, unter anderem die Energiesituation und die Inflation. Welcher Einschnitt hat KRONGAARD am meisten getroffen?
Unser Geschäftsmodell war von diesen Krisen glücklicherweise nie unmittelbar betroffen. Im Gegenteil: Wir haben das Privileg, dass wir deutschen Top-Unternehmen mit unserer Arbeit bei der Realisierung ihrer Projekte und bei diversen Problemlösungen helfen können. Natürlich müssen wir uns mit steigenden Kosten und einem angespannten Personalmarkt beschäftigen. Als Unternehmen, in dem Menschen die wichtigste Ressource darstellen, sticht diese Challenge heraus.
Wie ist das Jahr für euch personell ausgegangen?
Als Organisation sind wir weiter daran interessiert, dass wir an allen sechs Standorten wachsen. Von den Herausforderungen des Arbeitsmarktes sind wir aber nicht verschont geblieben. Wir haben richtig tolle neue Kolleg*innen dazugewonnen, aber auch einige verloren, die wir gerne behalten hätten. Es ist insgesamt eine Herausforderung, die wir absolut annehmen. Mit unserem Talent Sourcing betreten wir dabei neue Wege. Das ist unerlässlich. Denn unser Erfolg als Dienstleister beruht auf zufriedenen Kunden und selbstständigen Berater*innen – somit auf der Qualität aller Mitarbeitenden. Die richtigen Menschen zu finden, mit denen wir qualitativ und nachhaltig wachsen, wird 2023 eine der größten Herausforderungen bleiben.
Du sprachst bereits einige Male vom Lernen. Was hast du beim Thema Personal mit ins Jahr 2023 genommen?
Dass auch beim weiteren Wachstum unserer Organisation die Kernwerte – zum Beispiel der Mensch im Mittelpunkt – nicht verloren gehen. Wir müssen diese tolle Unternehmenskultur erhalten und ausbauen, dabei aber ambitioniert und marktorientiert arbeiten. Mit dem Purpose unseres Geschäftsmodells, den Weiterentwicklungsmöglichkeiten und unserer Zukunftsvision bleiben wir ein attraktiver Arbeitgeber.
Es gibt Unternehmen, die sagen, dass sie in Krisenjahren besonders prosperieren, also gut dastehen. Nun vermittelt KRONGAARD die Expert*innen, die in angespannten Phasen vielerlei Probleme lösen und Projekte stemmen können. Der Bedarf an Beratung dürfte in Zeiten der Unsicherheit gestiegen sein.
Als genereller Profiteur der wirtschaftlichen Gemengelage würde ich uns nicht bezeichnen. Was stimmt: Auch Krisen beeinflussen, welche Themen eine besondere Relevanz für Unternehmen darstellen. Es macht mich stolz, wenn ich beobachte, mit welchen Projekten und wichtigen Rollen wir Organisationen aktuell helfen.
Welche thematischen Schwerpunkte gab es im letzten Jahr – und welche erwartest du für das aktuelle?
Branchenübergreifend gefragt waren erneut IT-Sicherheit, Cloud Services, Business Continuity Management oder Big Data. Dazu kam eine Vielzahl von strategischen Berater*innen in allen Fachbereichen. Natürlich alles mit Digitalisierung. Besonders gefreut hat mich, dass die Anzahl der Projekte in den Bereichen Nachhaltigkeit oder Diversity spürbar steigt. Ich erwarte dort in den nächsten Monaten keinen Einbruch. Zusätzlich glaube ich, dass Themen wie Virtual und Augmented Reality, IoT und Robotik noch relevanter werden. Insgesamt haben wir den Vorteil, dass wir passgenau auf neue Bedürfnisse reagieren können.
Den Fachkräftemangel haben wir vorhin schon angerissen. Mit Blick auf die gesamte Wirtschaft: Wie beeinflusst die Personalnot das Interesse an selbstständigen Expert*innen?
Ich bin überzeugt, dass diese Form des Arbeitens in Deutschland noch ein riesiges Uplift-Potenzial hat. Der Markt wird weiter wachsen.
Die hohe Dynamik in der Wirtschaft und die Anzahl der wichtigen Projekte verlangen permanent nach neuen Expertisen und Menschen, die den Unterschied machen. Dazu zahlen Megatrends wie die demografische Entwicklung oder der Fachkräftemangel positiv auf das Freelancing ein. Durch die wachsende Anzahl an Vakanzen und eine höhere Flexibilität wird die Selbstständigkeit für noch mehr Menschen lukrativer.
Warum wird der Wirtschaftsstandort Deutschland in Zeiten des Talentemangels von der Freiberuflichkeit profitieren?
Es gibt sehr wichtige Skills und Expertisen, die man sich passgenau und schnell mit einem Partner wie KRONGAARD an Bord holen kann. Richtig und rechtssicher gemanagt bietet dies die Chance auf einen echten Wettbewerbsvorteil. Wir werden bereits häufig als wichtiger strategischer Dienstleister gesehen. Unsere selbstständigen Expert*innen nehmen dadurch Schlüsselrollen in wegweisenden Projekten ein. Ich freue mich, dass diese Option vermehrt als gewinnbringende Alternative gegenüber den bekannten Beratungshäusern genutzt wird. Für mich gehört das Arbeiten mit hoch qualifizierten selbstständigen Spezialist*innen und das Denken in Projekten in jedes Management Cockpit.
„In Projekten denken“. Ist das ein Trend, nach dem künftig noch mehr Organisationen handeln werden?
Die neuen Herausforderungen prasseln auf Unternehmen ein, der Handlungsdruck steigt. Wer wettbewerbsfähig bleiben will, muss sich weiterentwickeln. Das funktioniert nicht ohne Impulse und Kompetenzen von außen. Es sind – nachgewiesenermaßen – vor allem gemischte Projektteams aus internen und externen Leuten, die Mehrwerte erzeugen. In unserer Wirtschaft wird deshalb wie nie zuvor an und in Projekten gearbeitet. Diese Entwicklung wird anhalten.
Wettbewerbsfähigkeit ist in deiner Branche ein riesiges Thema. Wie sorgt ihr dafür, dass sich KRONGAARD regelmäßig weiterentwickelt?
Bei uns entscheidet die Selbstreflexion und eine ständige Weiterentwicklung über Erfolg und Misserfolg. Neben einer Vielzahl an internen Projekten und dem Vorankommen als Organisation müssen wir immer Markt und Kunden priorisieren. Wir brauchen Menschen, die den Unterschied machen und Service neu definieren – enabled von technologischen Hilfsmitteln. Unsere Herausforderung: Wir haben nicht das „eine Angebot” wie viele andere Unternehmen.
Wie meinst du das?
Eine Brauerei produziert und vermarktet meist diegleichen Produkte. Gut, solange die Leute Bier trinken. Blöd, wenn sie es sein lassen. Bei uns ist die Sache anders gelagert. Nicht wir als Dienstleister bestimmen, was wir anbieten, sondern die Nachfrage entscheidet über unser Angebot. Unser Vorteil: Wir können in Echtzeit auf Entwicklungen im Markt reagieren und die richtigen Menschen gewinnbringend zusammenführen. Wenn uns das weiter gelingt, haben wir Erfolg.
Hast du ein Beispiel für die Schnelllebigkeit?
Ein Unternehmen, das sich gestern noch nach Expertise für Cloud-Lösungen erkundigte, kann morgen ganz andere Strateg*innen anfragen. Wir müssen jederzeit die richtigen Expert*innen für die passenden Aufgaben zur besten Zeit finden. Und das in einem breiten Themenquerschnitt. Dieser erstreckt sich mittlerweile von Nachhaltigkeitsmanagement bis IT-Security. Die Komplexität erfordert von allen Mitarbeitenden eine hohe Dynamik. Die bringt aber auch reichlich Spaß. Wir haben innerhalb von drei Tagen die Nachfrage für einen hoch qualifizierten S4/Hana Programmmanager (m/w/d) bekommen,Interviews mit dem Kunden geführt und einen exzellenten Businesspartner gefunden. Am dritten Tag nach Anfrage startet dieser top qualifizierte Businesspartner bei einem deutschen DAX Konzern. Er wird internationale Dienstleister steuern und ein wichtiges Projekt erfolgreich gestalten.
Was hat KRONGAARD konkret bewegt, damit ihr dieser Dynamik immer ein Stück voraus seid?
Es ist „a never ending story". Wir integrieren 2023 ein neues CRM-System, haben neue Rollen in der Organisation geschaffen. Wir werden auch 2023 Schritte machen, die ich jetzt noch nicht mal voraussehe. Wie alle erfolgreichen Unternehmen wollen wir keinen Stillstand zulassen.
Wie gut die Leistung ist, hängt am Ende von den Expert*innen ab. Wie sorgt ihr dafür, dass die Qualität nicht von der wachsenden Quantität aufgeweicht wird?
Wir fokussieren uns bewusst auf die besten zehn Prozent der Berater*innen in Deutschland – und auf Compliance, Qualität und Servicestandards. Unser Ziel ist es, dass selbstständige Expert*innen am liebsten Projekte mit KRONGAARD realisieren. Das gelingt uns immer häufiger. Alleine über Bewerbungen und Empfehlungen werden wir jeden Monat auf zahlreiche Spezialist*innen aufmerksam.
Monatlich stark wachsen und trotzdem seit einiger Zeit von den besten 20.000 Expert*innen sprechen – wie passt das zusammen?
Es sind andere 20.000 als vor fünf Jahren. Fluktuation wird oft negativ bewertet, ich sehe sie positiv. Wenn sich die Ansprüche der Kund*innen verändern, betrifft das unser Produkt.
Die 100.000 besten Expert*innen würde aus Marketing-Sicht auch vortrefflich klingen.
Von den etwa 300.000-400.000 Selbstständigen, die in Deutschland in der höheren Wissensarbeit beraten, wollen wir eben nicht mit 100.000 zusammenarbeiten. Uns interessieren die besten zehn Prozent. Durch diesen Fokus können wir für Kund*innen und selbstständige Berater*innen das ideale Ökosystem liefern, das anspruchsvolle Vakanzen in der gesamten Wertschöpfungskette und verschiedenste Rollenprofile abdeckt. Wir wollen kein Massengeschäft, sondern ein weiteres Wachstum in diesem Segment.
Welche Hauptziele priorisierst du für dich als Geschäftsführer in diesem Jahr?
Wir wollen die Menschen bei uns in der Organisation weiterentwickeln, weiter gesund wachsen und interne Perspektiven ermöglichen. Von Mitarbeitenden, die diese Chancen ergreifen, werden unsere Kund*innen profitieren. Auch wollen wir die Learnings aus dem Vorjahr umsetzen.
Man erlebt dich bei LinkedIn als positiven und optimistischen Menschen. Warum wird das nächste Jahr ein gutes?
Ich glaube an unsere Firma, an unser Geschäftsmodell und das Potenzial der Menschen bei KRONGAARD. Der Markt ist vorhanden, unser Angebot großartig. Ja, es wird wieder einige Challenges geben. Aber es liegt an uns, diese zu meistern.
Bei allem Optimismus: Welche neuen Herausforderungen erwartest du in den kommenden Monaten?
Es wird mittelfristig genauso turbulent weitergehen. Vielleicht werden sich die Namen der Herausforderungen ändern. Deren Anzahl und Dynamik erwarte ich gleichbleibend. Mit dem Unterschied, dass wir deutlich besser auf diese Aufgaben eingestellt sind, weil wir eben 2022 viel gelernt haben.
Was glaubst du, wie du im Januar 2024 auf das zurückliegende Jahr zurückblicken wirst?
Dass wir alle gemeinsam stolz auf die Etappe 2023 sein werden und die Basis für weitere erfolgreiche Jahre geschaffen haben.